Wirtschaftswelt I: Wirtschaftsmediation B2B
Jeder Unternehmer weiß, wie schnell Probleme mit einem Geschäftspartner auf Konflikte hinauslaufen können. Bei Diskussionen kommen schnell Emotionen auf, die die Beteiligten verbittern und dazu führen, der anderen Seite über ein Gericht zeigen zu wollen, wer im Recht ist. Die Diskussionen eskalieren, verlaufen im Kreis, die Emotionen überschlagen sich und schlimmstenfalls wird die Geschäftsbeziehung eingestellt. Das bisher bewährte Mittel war, dass die Beteiligten im gerichtlichen Verfahren nach anwaltlichem Vorgeplänkel, in mehreren Hauptverhandlungen und gegebenenfalls auch noch durch mehrere Instanzen, auf diesem Kriegspfad sehr viel Zeit und Geldressourcen investieren. Durch die Mediation wird ein neues Kapitel des Konfliktmanagements aufgeschlagen.
Die Wirtschaftsmediation ist ein integraler Bestandteil der Unternehmenskultur und spiegelt Werte, Vorstellungen, Motive und Handlungsweisen der Geschäftsführung/ des Vorstandes/ des Aufsichtsrates wider. Bisher wurde der Umgang mit Konflikten zwischen Unternehmen oder auch innerhalb des Unternehmens mehr oder weniger dem Zufall überlassen oder es wurden recht früh Gerichte eingeschaltet, was regelmäßig dazu führte, dass langjährige Geschäftsbeziehungen im Streit beendet wurden und sogar die Öffentlichkeit mit Interesse den Streit verfolgten konnte. Gerichtsverfahren sind nun einmal öffentlich während Mediationsverfahren schnell und privat durchgeführt werden können.
Die Brücke als Symbol der Mediation.
Die Wirtschaftsmediation unterscheidet sich in ihren Verfahrensprinzipien grundsätzlich nicht
von anderen Mediationsformen wie Familienmediation, Erbschaftsmediation, Unternehmensnachfolge etc.
Es wird mit den gleichen Prinzipien und Grundsätzen gearbeitet.
Der Verfahrensablauf erfolgt auch ohne verbindliche Verfahrensordnung im Wesentlichen im
gleichen Muster wie unter dem Punkt „Ablauf des Mediationsverfahrens" aufgezeigt.
Wichtiger erscheint, dass die praktische Bedeutung der Wirtschaftsmediation in Deutschland
in den letzten 10 Jahren erheblich zugenommen hat.
Dies mag einerseits daran liegen, dass zwischenzeitlich die Unternehmen erkannt haben, dass der Kostenvergleich zwischen einem gerichtlichen oder schiedsgerichtlichen Verfahren und der Mediation, zumindest bei hohen bis sehr hohen Streitwerten, deutlich zugunsten des Mediationsverfahrens ausfällt. Es gibt Untersuchungen, die ich in meinen Skripten veröffentlicht habe, dass die Kosten der Mediation im Vergleich zu einem Rechtsstreit zwischen zwei Firmen, der 4 Jahre nach der Klageerhebung in der 2. Instanz mit einem Vergleich beendet wird, nur 1/10 ausmachen, von der Schonung der Personalressourcen und dem benötigten Zeitraum einmal abgesehen.